FSME

Med-Spec Informationen zu Zecken

Nach einem kalten Winter ist es nun endlich wieder wärmer. Die meisten Menschen freuen sich draußen zu sein und Sport zu treiben, spazieren zu gehen, einfach nur durch den Garten zu streifen oder in der Sonne zu liegen.

Doch mit der warmen Jahreszeit beginnt auch die Zecken-Saison. Die kleinen Parasiten können gefährliche Krankheitserreger übertragen, zum Beispiel FSME-Viren oder Borrelien.

In unserem Beitrag informieren wir Sie über das Risiko einer FSME-Infektion und welche Maßnahmen Sie treffen können, um Zeckenstichen bestmöglich vorzubeugen. Mit der richtigen Vorsorge steht einem unbeschwerten Sommer dann nichts mehr im Wege.

Was ist FSME?

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine Viruserkrankung, die fast ausschließlich durch Stiche infizierter Zecken übertragen wird. Um das Risiko von FSME und Borreliose möglichst gering zu halten, sollten Zeckenstiche, umgangssprachlich auch Zeckenbisse, möglichst vermieden werden.

Die FSME-Viren befinden sich im Speichel der Zecke. Stechen die nur wenige Millimeter großen Blutsauger zu, gelangen die Erreger dann in den Blutkreislauf ihres Wirts.
Auf diese Weise kann es zur sogenannten Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), auch bekannt als Zeckenenzephalitis, kommen. Aber auch Borreliose wird über diese Parasiten übertragen.

Bei FSME kommt es zu Entzündungen in den Strukturen des Nervensystems, wie Gehirn, Gehirnhäute oder, in seltenen Fällen, auch des Rückenmarks. Bei einer kombinierten Entzündung von Gehirn (Enzephalitis) und Gehirnhäuten (Meningitis) spricht man von einer Meningoenzephalitis.

Symptome und Krankheitsverlauf von FSME

Ob der Stich einer infizierten Zecke eine Frühsommer-Meningoenzephalitis zur Folge hat, zeigt sich erst etwa 5 bis 14 Tage nach dem Stich. Vereinzelt kann es auch bis zu 28 Tage dauern. Deshalb ist es wichtig die Einstichstelle der Zecke einige Zeit genau zu beobachten.

Während die Infektionen in einigen Fällen beschwerdefrei bleiben, verläuft die Virusinfektion FSME bei einem Ausbruch in zwei Phasen:

Die erste Phase dauert etwa eine Woche und ähnelt einer Grippe mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Husten. Häufig ist der Zeckenstich zu diesem Zeitpunkt bereits vergessen und die Symptome werden als Erkältung abgetan. Für die meisten Betroffenen ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis nach der ersten Phase überstanden.

Nach einer fieberfreien Zwischenphase, die etwa eine Woche anhält, geht die FSME in einigen Fällen jedoch  in die zweite Phase über.

Infolge einer Meningitis (Hirnhautentzündung) kommt es in der zweiten Phase der FSME zu starken Kopfschmerzen, Nackensteife, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen. Im Allgemeinen halten diese Beschwerden für weitere ein bis zwei Wochen an.
Da es bislang keine speziellen Medikamente bei FSME-Infektionen gibt, können nur die aufkommenden Beschwerden behandelt werden. Schwere Krankheitsverläufe werden dabei im Krankenhaus behandelt.

Eine Übertragung der FSME-Viren von Mensch zu Mensch ist allerdings nicht möglich. Wer an FSME erkrankt, ist für andere nicht ansteckend!

Zeckengefahr im Freien

Wer ist besonders FSME-gefährdet?

Ein besonders hohes FSME-Infektionsrisiko haben Menschen, die sich in FSME-Risikogebieten häufig in der freien Natur aufhalten, aus beruflichen Gründen oder in der Freizeit, wie zum Beispiel zum Wandern, Pilze sammeln, Radfahren, Joggen oder Campen. Aber auch Menschen, die engen Kontakt mit Tieren haben, die sich im Freien aufhalten, sind eher gefährdet. Häufig benötigen Zecken bei Tieren etwas länger, um sich festzubeißen und sitzen deshalb länger ‘lose’ im Fell und können so mühelos auf Menschen übergehen.

In welchen Gebieten ist das Risiko einer FSME-Infektion besonders hoch?

In bestimmten Regionen ist eine FSME-Infektion wahrscheinlicher als in anderen – sie gelten als FSME-Risikogebiete. In diesen Gebieten tragen bis zu 5% aller Zecken das FSME-Virus in sich. In Deutschland befinden sich solche Risikogebiete hauptsächlich im Süden, wie beispielsweise in Baden-Württemberg, Bayern, Südhessen sowie in Teilen von Rheinland-Pfalz und Thüringen.

Hier finden Sie die aktuelle Übersicht des Robert Koch-Institutes der FSME-Risikogebiete in Deutschland.

Ein hohes FSME-Risiko besteht aber auch in Finnland, Schweden, Litauen, Lettland, Estland, Dänemark, Polen, Weißrussland, Russland, Österreich, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Norditalien, Ungarn, Rumänien (Siebenbürgen) bekannt. Außerhalb Europas besteht in der Mongolei, in Nord-China, Nord-Japan und weiteren Teilen Asiens ein teilweise hohes Infektionsrisiko für FSME.

Deshalb ist auch bei Urlauben im Ausland an zuverlässigen Zeckenschutz zu denken.

Außerhalb der FSME-Risikogebiete ist das Infektionsrisiko eher gering. Dennoch sollten Zeckenstiche nie unterschätzt werden. Eine sorgfältige Beobachtung des Zeckenstichs ist schon allein aufgrund des Borreliose-Risikos immer empfehlenswert.

Wann ist die FSME-Gefahr am höchsten?

Im Frühjahr und im Sommer, also zwischen März und Oktober, ist die FSME-Gefahr besonders hoch. Doch auch im Herbst und – wenn es die Witterung zulässt – selbst im Winter können Zecken die Viren übertragen. Denn sobald die Temperaturen an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen zwischen 7 °C und 10 °C liegen, werden die Zecken aktiv und das FSME-Risiko steigt.

Wo halten sich Zecken auf?

Zecken kommen überall vor, wo es Pflanzen gibt, besonders häufig also in Wäldern und Wiesen. Aber auch in der Stadt in Gärten oder Parks sind die lästigen Parasiten anzutreffen. Sie leben im hohen Gras, in Büschen, Hecken, losem Laub und im Unterholz. Die meisten Zecken warten in einer Höhe von weniger als einem Meter, häufig sogar nur zwischen 10 und 50 cm über dem Boden auf einen geeigneten Wirt. Wenn sich ein Tier oder ein Mensch nähert, wird die Zecke bei Kontakt unbemerkt abgestreift, hält sich fest und wird so mitgenommen.

Wie funktioniert die FSME-Impfung?

Anders als bei Borreliose bietet sich bei FSME ein wirksamer Schutz mit Hilfe einer Impfung. Dabei werden inaktivierte FSME-Erreger in den Muskel injiziert. Diese regen den Körper dazu an, Antikörper gegen die Erreger zu bilden. Die Impfung schützt vor allen Unterarten von FSME-Viren.

Damit der Impfschutz rechtzeitig zum Frühjahr besteht, ist es ratsam, sich bereits in der kalten Jahreszeit impfen zu lassen.

Eine einmalige Impfung reicht allerdings nicht aus, um der FSME wirksam vorzubeugen. Auch zwei Impfungen verleihen höchstens einen zeitlich begrenzten Schutz, zum Beispiel während eines Urlaubs in einem Risikogebiet. Damit die FSME-Impfung längerfristig wirkt, besteht sie darum aus drei Teilimpfungen.

Beim konventionellen Impfschema erhalten Sie die ersten beiden FSME-Impfungen im Abstand von ein bis drei Monaten und die dritte Impfung nach neun bis zwölf Monaten. Circa zwei Wochen nach der zweiten Impfung setzt bereits der vorübergehende Impfschutz ein. Die sogenannte Grundimmunisierung, die mindestens drei Jahre vor der Frühsommer-Meningoenzephalitis schützt, ist aber erst nach der dritten Impfung abgeschlossen.

Weitere Auffrischungsimpfungen sind bei Menschen unter 50 Jahren spätestens nach fünf Jahren  erforderlich. Bei Menschen ab 50 hingegen sollte die Auffrischung alle drei Jahre stattfinden, da das Abwehrsystem ab diesem Alter schwächer auf die Impfung reagiert.

Für die Auffrischung ist dann jeweils nur eine Einzelimpfung nötig.

Ist ein rascher Impfschutz gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis nötig, kann ein spezielles Impfschema zur sogenannten Schnellimmunisierung zum Einsatz kommen: Die ersten beiden FSME-Impfungen erfolgen hierbei im Abstand von einer Woche, die dritte zwei Wochen nach der zweiten FSME-Impfung. Ein verlässlicher, vorübergehender Impfschutz besteht in diesem Fall schon nach drei Wochen, ab dem Tag der dritten und letzten Impfung. Nach drei bis fünf Jahren muss auch hier die FSME-Impfung regelmäßig aufgefrischt werden.

Gegen Borreliose gibt es bislang keine vorbeugende Impfung.

Hat die FSME-Impfung Nebenwirkungen?

Der FSME-Impfstoff gilt als gut verträglich und wird auch bei Kindern ab dem dritten Lebensjahr empfohlen.

Mögliche Nebenwirkungen innerhalb der ersten 1 bis 4 Tage sind vor allem lokale Schmerzen oder Schwellungen an der Einstichstelle, aber auch Fieber kann auftreten. Ebenso sind Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Erbrechen, Durchfall und Muskel- oder Gelenkschmerzen möglich. Die genannten Symptome werden jedoch vor allem nach der ersten Impfung beobachtet, nach weiteren Impfungen werden sie seltener. In der Regel sind sie vorübergehender Natur und klingen rasch und folgenlos ab.

Wie kann man sich bei Outdoor-Aktivitäten vor Zecken schützen?

Die folgenden Maßnahmen helfen dabei, Zeckenbisse bestmöglich zu verhindern:

  • Tragen Sie bei Aufenthalten im hohen Gras, Gebüsch oder Unterholz geschlossene, feste Schuhe, langärmlige Oberteile und lange Hosen. Auch wenn es nicht der letzte Mode-Schrei ist, ist es auch empfehlenswert die Strümpfe über die Hosenbeine zu ziehen und Zecken so den Zugang zur nackten Haut zu erschweren.
  • Wählen Sie möglichst helle Kleidung, um die winzigen, schwarz-braunen Tiere leichter erkennen und entfernen zu können.
  • Bevorzugen Sie glatte Stoffe, denn daran können sich die Zecken nicht so gut festhalten.
  • Tragen Sie vor dem Aufenthalt in Wäldern oder Wiesen zeckenabweisende Mittel zum Schutz auf die Haut auf. (Die Wirkung dieser Mittel ist jedoch auf zwei bis drei Stunden begrenzt und bietet keinen vollständigen Schutz.)
  • Suchen Sie trotz Vorbeugung im Anschluss an einen Aufenthalt in der freien Natur den Körper gründlich nach Zecken ab oder bitten Sie Familienmitglieder Ihnen dabei zu helfen schwer erreichbare Stellen zu untersuchen.
  • Suchen Sie besonders gründlich in den Kniekehlen, in der Ellenbeuge, in den Leisten, unter den Achseln, hinter den Ohren, im Intimbereich, am Hals sowie am Kopf und am Haaransatz, da Zecken warme, weiche Hautstellen und Hautfalten mögen.
  • Suchen Sie Ihr Haustier, wenn es sich viel im Freien aufhält, ebenso regelmäßig ab, denn häufig hängen die Zecken noch lose im Fell und können so leicht auf Menschen übergehen.

Was ist zu tun, wenn man eine Zecke bereits ‘festsitzt’?

Zecke entfernen

Wenn Sie eine Zecke an Ihrem Körper entdecken, die sich bereits festgesaugt hat, sollten Sie die Zecke so schnell wie möglich entfernen. Es schützt zwar nicht sicher vor der Frühsommer-Meningoenzephalitis, denn dieser lässt sich nur mit einer Impfung vorbeugen. Je länger die Zecke jedoch saugt, um so höher ist das Risiko, sich auch mit weiteren Erregern, wie zum Beispiel Borrelien, zu infizieren.

  • Greifen Sie die Zecke mit einer feinen Splitterpinzette oder mit einem speziellen Instrument zur Zeckenentfernung möglichst nahe der Haut im Kopfbereich.
  • Ziehen Sie die Zecke langsam und gerade aus der Haut.
  • Wenn Sie nicht sicher sind, ob Sie die Zecke selbst entfernen können, lassen Sie dies von einem Arzt durchführen.
  • Desinfizieren Sie nach Entfernung der Zecke die Einstichstelle sorgfältig mit einem Wunddesinfektionsmittel.
  • Beobachten Sie die Stichstelle noch einige Monate. Sollte dort eine Rötung auftreten, die sich ausbreitet, das könnte auch ein Hinweis auf eine Borreliose sein. Dies sollte unbedingt von einem Arzt abgeklärt werden.
  • Sollte der Kopf der Zecke beim Entfernen abreißen und steckenbleiben, beobachten Sie ebenfalls genau, ob sich die Stelle entzündet. Ist dies der Fall, sollten Sie auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen.

Unbedingt vermeiden sollten Sie, die Zecke

  • mit Öl, Nagellack, Klebstoff oder Ähnlichem zu übergießen,
  • mit der Pinzette am vollgesogenen Körper zu greifen oder
  • beim Entfernen mit der Pinzette zusammenzudrücken oder zu drehen.

Im Internet kursiert eine Vielzahl an Hausmitteln, die Zecken wirksam entfernen sollen. Allerdings bewirken diese meist das Gegenteil einer risikoarmen Entfernung. Häufig führen empfohlene Flüssigkeiten (Öl, Klebstoff, Nagellack etc.) dazu, dass sie die Zecke nur unnötig reizen. In dieser Situation gibt die Zecke deutlich mehr Speichel ab und das Risiko einer Übertragung der Erreger wird erhöht. Um die Zecke möglichst sicher zu entfernen, ist deshalb die Entfernung mit einer geeigneten Pinzette die beste Methode.

Unter Berücksichtigung dieser Vorsichtsmaßnahmen und Ratschläge lässt sich das Risiko von Zeckenstichen deutlich reduzieren. Sollte es dennoch zu einem Zeckenstich kommen, stellen Sie sicher, dass die Zecke sorgsam entfernt wird und beobachten Sie die Stelle längere Zeit, um weitere Erkrankungen wie etwa Lyme-Borreliose auszuschließen. Die FSME-Impfung schützt zusätzlich im Fall eines Zeckenstichs zuverlässig vor der Viruserkrankung FSME.